Projekt
Vom alten Hafen zum neuen Quartier
Ein städtebauliches Gesamtkonzept sorgt für die komplette Neuordnung des Areals „Auf dem Baggersand/Hafenquartier” in Travemünde.
Durch die Entwicklung einer nicht mehr genutzten Gewerbebrache mit unzugänglicher Fläche in Wasserlage sowie des danebenliegenden Großparkplatzes Baggersand hat FRANK ein neues Quartier für die angrenzende Travemünder Altstadt geschaffen.
Im Jahr 2011 bekamen wir die Möglichkeit, Teilflächen des Areals für eine Neuentwicklung zu sichern, und nahmen dies zum Anlass, gemeinsam mit der Hansestadt Lübeck in den Dialog zu treten.
Das Ziel war es, eine Entwicklung auf den Weg zu bringen, die auch umliegende Flächen für neue Nutzungen aktiviert. Anstelle einer ausschließlichen Grundstücksentwicklung blickten wir gemeinsam über den Tellerrand hinaus und entwickelten die Idee einer städtebaulichen Gesamtkonzeption. Die größte Herausforderung hierbei: die Neuordnung des Areals.
Durch diese bietet das neue Quartier Platz für 450 Wohneinheiten – darunter 200 Eigentums- und Ferienwohnungen sowie Flächen für Gastronomie und Einzelhandel in Wasserlage. Hinzu kommen 250 Mietwohnungen, die in der Hand von vier Lübecker Wohnungsunternehmen liegen und z. T. geförderten Wohnraum schaffen, der dringend benötigt wird. Zusätzlich findet durch neue Rad- und Fußwegeerschließungen, die Verlagerung der Parkplätze sowie die Aufbesserung der Grün- und Freiflächen eine Aufwertung der Umgebung statt. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Hafenzone gelegt, die ihren rauen Charme und die maritime Gewerbenutzung beibehält, einen neuen Jachthafen ermöglicht und gleichzeitig eine Verbindung zwischen Altstadt und bestehender Hafennutzung schafft. Als Teileigentümer, Ideengeber und Steuerer bewegen wir die Entwicklung des neuen Quartiers seit nunmehr fast zehn Jahren erfolgreich.
Teamarbeit als Erfolgsrezept
Gemeinsam für ein neues Quartier – auf gute Teamarbeit folgt ein gutes Ergebnis.
Die Entwicklung des Quartiers „Auf dem Baggersand/Hafenquartier“ hat FRANK Hand in Hand mit der Verwaltung der Hansestadt Lübeck sowie der Lübeck Port Authority (LPA) durchgeführt. In enger Abstimmung mit privater und gewerblicher Fischerei, ansässigen Werftbetrieben sowie der Fischereigenossenschaft, der Kommunalpolitik und weiteren Akteuren erfolgte die Entwicklung und Umsetzung des neuen Quartiers. Im Rahmen politischer Gremiensitzungen erfolgte der Austausch über wichtige Belange aller Beteiligten. Um sicherzustellen, dass die Fischer*innen der Ausübung ihres Gewerbes auch nach der Neuausrichtung optimal nachgehen können, fand ein Workshop statt. Dies führte u. a zum Bau einer Fischerhalle, die als Ersatz für die vormals offenen Lagerflächen und Containerstandorte dient. Zudem wird es eine Arbeitszone im Bereich der Hafenstraße geben, die ausschließlich der Fischerei vorbehalten ist.
Aus solider Vorarbeit wird gute Stadtentwicklung
In drei großen Schritten vom konkurrierenden Gutachterverfahren über den Masterplan zum Bebauungsplan.
Die Umwandlung eines gewerblich genutzten Areals in exzellenter Wasserlage will gut geplant sein. Mithilfe adäquater Planungsverfahren haben FRANK und die Lübecker Verwaltung das beste Ergebnis für den Standort gefunden. Mittels eines konkurrierenden Workshopverfahrens wurden verschiedene Architekturbüros zur Herausarbeitung der richtigen Dichte und Höhen für den Standort aufgefordert. Rahmengebend waren einerseits die voluminösen benachbarten Gewerbehallen, andererseits die kleinteilige historische Altstadtbebauung. Aufbauend auf dem gemeinsamen Ergebnis, folgte schließlich die Erarbeitung des Bebauungsplans. Diesem ging ein Masterplan zur Ordnung und Aussicht auf zukünftige Entwicklungen im Umfeld voraus – von der Marina Baltica und dem Fischereihafen bis hin zur Priwallfähre. Das Ergebnis der Planung war die Öffnung des Gesamtumfeldes hin zur Trave, getragen durch neue Wegeverbindungen und die Verlängerung der Hafenzone mit Zugang für die Öffentlichkeit. Im Auftrag der Lübecker Wohnungsbauunternehmen führten wir die Gutachterverfahren für die künftige Wohnbebauung auf dem Baggersand durch.
Ein langer, aber lohnender Weg
Aus einer Gewerbebrache wird ein lebendiges Quartier.
Für den lang ersehnten Startschuss des neuen Quartiers bedurfte es zahlreicher Abstimmungen, Kompromissfindungen und baulicher Vorbereitungen. Dazu zählte unter anderem die Einbeziehung des Bestandsgebäudes des ehemaligen „Travehochhauses“, das durch den Eigentümer umfassend modernisiert wurde. Für die Freimachung des Geländes mussten insgesamt 400 Parkplätze und ein Wohnmobilstellplatz verlagert werden.
Auch ein Abriss der alten Gewerbehallen war notwendig. Aufgrund der Vornutzung als Maschinenbauhalle befand sich im Untergrund ein Mineralölschaden, der mittels einer in-situ-chemischen Oxidation beseitigt werden konnte.
Die Erschließung des Geländes erforderte eine Grundstücksneuordnung, um anschließend Verkehrs- und Radwege neu zu organisieren. Eine ganz besondere planerische Herausforderung war der Umgang mit Schallimmissionen, die von dem intensiv genutzten Skandinavienkai sowie dem benachbarten Bauhof ausgehen.
Aufgrund der Wasserlage war zusätzlich der Hochwasserschutz zu berücksichtigen. Nach Erneuerung des abgängigen Uferbohlwerks entstand aufgrund der Neuordnung des Hafens eine neue Kaimauer. Zu guter Letzt wurde die Entwässerungsinfrastruktur durch das Verlegen zweier Leitungen angepasst.